Fachtagung: Zukunft der Call Center mitbestimmen

Inhalte und Fazit


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Programm
Dokumentation

 

Zukunft der Call Center mitbestimmen - Neue Herausforderungen für Betriebsräte

Unter diesem Motto stand die diesjährige Call Center Tagung vom 25. bis 27. Oktober in Berlin - mittlerweile die vierte, die gemeinsam von ver.di Bundesvorstand und dem TBS-Netz der gewerkschaftlichen Beratungsstellen durchgeführt wurde.

Die knapp 90 teilnehmenden Betriebsräte beschäftigten sich intensiv mit dem Spannungsfeld zwischen unternehmensbezogenen und tarifpolitischen Regelungen. Call Center galten lange als Experimentierfeld für betriebswirtschaftliche Steuerung, prozessorientierte Arbeitsorganisation, kundenfokussierte Arbeitszeitflexibilisierung und neues Servicebewusstsein. Alte Muster von betrieblichen Regelungen und Tarifverträgen konnten nicht mehr genutzt werden und deshalb galt und gilt es für die betriebliche und gewerkschaftliche Interessenvertretung, neue Strukturen aufzubauen und innovative Handlungsstrategien zu entwickeln sowie Betriebsratsarbeit und gewerkschaftliche Tarifpolitik zu verzahnen. 

Im Focus der Podiumsdiskussion zu Beginn stand deshalb auch die Frage an Herrn Manfred Stockmann vom Call Center-Forum, warum der Abschluss von Tarifverträgen und Branchenregelungen zu langsam vorangeht. Schließlich könnte die Durchsetzung von Branchentarifverträgen auch zur Verbesserung von Qualitätsstandards in Call Centern führen. Der ausführliche Überblick zu Tarifverträgen in Call Centern zeigte denn auch, dass seitens der ver.di Fachbereiche seit der letzten Tagung Neuland betreten wurde. In Call Centern des Handels, der Telekommunikation, der Finanzdienstleistung und der branchenunabhängigen Call Centern konnten teilweise erstmals Standards zur Arbeitszeit, zur Befristung, zur Eingruppierung, zum Urlaub, zu Leistungsentlohnung, zum Arbeits- und Gesundheitsschutz, zur Weiterbildung und zum Kündigungsschutz vereinbart werden. Dass tarifvertragliche Rahmenbedingungen notwendig sind, zeigt allein die Tatsache, dass teilweise Löhne unter Hartz 4 Niveau gezahlt werden. 

Wegen der „weißen Flecken“ bei der gewerkschaftlichen Organisierung, der Vielfältigkeit der Betriebe und der Unterschiedlichkeit der Arbeitsbedingen kommt der betrieblichen Ausgestaltung und der Mitbestimmung durch Betriebsräte weiterhin entscheidende Bedeutung zu. Fachbeiträge zur Leistungs- und Verhaltenskontrolle im Call Center, zu Stress- und Gesundheitsschutz, zur Arbeitszeit- und Kapazitätsplanung, zur leistungsbezogenen Vergütung und zur Betriebsratsstrategiebildung zeigten Lösungsmöglichkeiten auf, welche in Arbeitsgruppen weiter bearbeitet wurden. In Foren zu Organisation der Betriebsratsarbeit wurden Themen der betrieblichen Öffentlichkeitsarbeit, der Mitgestaltung anhand von wirtschaftlichen Kennzahlen und der Umsetzung der Mitbestimmungsrechte vertieft. Vernetzungsmöglichkeiten zwischen den Betriebsräten gab es auch in den Branchenforen für Telekommunikation, Finanzdienstleistung, besondere Dienstleistungen.

Das Fazit der Teilnehmer und Veranstalter war denn auch, dass die Tagung viele Anregungen an die gewerkschaftliche Betreuungsarbeit und für die betriebliche Gestaltung liefern konnte, mit denen es sich weiter zu arbeiten lohnt. Dabei können weitere Fachtagungen z.B. zu sozialen Mindeststandards im Call Center die gewerkschaftliche Tarifpolitik und gewerkschaftliche Kampagnen wie die zum Mindestlohn ergänzen und unterstützen. Alle Beiträge im Netz: www.tbs-netz.de 

Für die Veranstalter: Klaus Heß

Austellung 

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